Aktuelles & Archiv

Altstadt Impressionen in Waiblingen

Klaus-Dieter Przybyl:

Ich möchte gar nicht über das Altstadtfest lamentieren – drei Tage Lärm, aber das einmalig. Lärm auch beim Stadtlauf, denn anders kann man das stumpfsinnige Eindreschen auf Trommeln kaum bezeichnen. Ein Rammbock ist dagegen zweifellos musikalischer und intelligenter, aber lange nicht so ausdauernd. Musikalisch über jeden Zweifel erhaben sind dagegen die Französischen Tage, wäre da nicht der Genuss des Weines, der manchen Besucher zu weniger genussvollen Stimmübungen beim Nachhauseweg verleitet. Dass man irgendeinen thailändischen Feiertag mit europäischem Lärmgut feiern kann, wollte ich eigentlich noch nie wissen. Gar nicht auszudenken was in der Altstadt los ist, wenn jeder Kneipen- und Imbissbesitzer ebenso seine nationalen Feiertage entdeckt. Glücklicherweise zelebrieren sie diese noch hinter verschlossenen Türen. Dort sollte auch mancher Besucher der Langen-Kneipen-Nacht bleiben, denn deren stimmliche Fähigkeiten sind meist umgekehrt proportional zur Lautstärke. Mit Tradition hat der zweimalige Auftrieb der Remshexen, oder wie der K-Verein sonst heißt, natürlich nichts zu tun. Ich vermute eher, dass deren kakophonisches Treiben in ihrer Wohngegend nicht geduldet wird und sie die Altstadt heimsuchen, weil sie dort niemand kennt. Genauso wenig mit Tradition zu tun hat die Ski-Hütten-Gaudi. Sie beweist lediglich, dass die Waiblinger kreativ sind beim Finden von Eventanlässen – kreativer jedenfalls als beim Erzeugen von Schallwellen, was mancher tatsächlich mit Musik verwechselt. Dass eine deutsche Tapasbar nichts mit spanischer Kultur zu tun hat, habe ich natürlich schon gewusst, dafür hätte es der Open-Air-Serie vom 11.6. – 31.7. nicht bedurft. Zum Ausgleich lässt selbige Tapasbar mit einer Disko bis zwei Uhr Nachts die alten Mauern und die weniger alten Anwohner erzittern. Da mein Nachbar Montag abends keine Ruhe mehr findet, möchte er zukünftig jeweils ein kleines Grillfest in seinem Garten am Bädertörle machen. Ich leihe ihm dafür gerne meine Boxen, dann hat der OB oder zumindest seine Sekretärin im Rathaus ebenfalls etwas davon. Ach, meinen musikalischen Nachbarn möchte ich dabei nicht vergessen. Seine Fähigkeiten auf der Trompete hat er mir bisher vorenthalten. Er könnte zur Erbauung der Altstadt seine Künste am Sonntag in der Früh um 7 Uhr zum Besten geben. Denn da gibt es tatsächlich noch eine vierstündige eventfreie Zeit, bevor der Biergarten Jazz, nicht immer vom Besten, in die Altstadt schmettert.

<< Zur vorigen Seite