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Erhalt unserer Natur: Nein zu Galgenberg II

Rede von Sabine Zeiner:

Es geht bei diesem Thema um das Abwägen zwischen dem Interesse einer sich weiter ausbreitenden wollenden Stadt (und einiger Einzelinteressen von Gütlesbesitzern) und des Natur- und Landschaftsschutzes. In den vergangenen Jahrzehnten war der Sieger klar! Ist er es auch dieses Mal? – Ich hoffe nicht!

Dahinter steht die Frage: wollen wir festhalten am Dogma des ewigen Wachstums? Wollen wir ein ökologisch sehr wertvolles Stück Land dem Wohnbau opfern: Versiegelung, Zerstörung des Landschaftsbildes, mehr Verkehr auf unsere ohnehin vollen Straßen etc.

Im Landschaftsplan des Planungsverbandes Unteres Remstal wird dieses Gebiet als "für Bebauung nicht geeignet" eingestuft. Das von der Stadt in Auftrag gegebene Gutachten zeigt detailliert auf, welch wertvollen Bestand an Pflanzen- und Tierarten es in diesem 7ha großen Stück gibt.
Es besitzt "überdurchschnittliche Bedeutung für das Landschaftsbild" und ist "visuell sehr verwundbar".
Das Plangebiet besitzt "hohe Bedeutung für die ortsnahe Erholung" und wer mal Sonntags oder am Abend dort spazieren geht, weiß wie viele Menschen das nutzen. Wir haben ein riesiges Wohngebiet dort oben mit vielen Kindern, die freien Raum brauchen.

Im Gutachten wird so blumig von "Risikominderung" gesprochen. Diese Verniedlichungsbegriffe verschleiern die brachiale Wahrheit: wenn wir bebauen, ist das Land weg. Was nutzt es den Tieren (ROTE Liste), die dort leben, wenn die Dächer begrünt sind (so gut das ist)? Was nutzt es dem Streuobstbaum, wenn die "Behandlung des Bodens als Abfall und die Verbringung in eine Deponie zu vermeiden" ist?

Das Biotop ist tot, es lebe das Biotopwohngebiet. Der naturnahe Erholungsraum ist vernichtet, dafür wird es wohnungsnahe Kinderspielbereiche geben – Streuobstwiesen werden durch DIN Normen ersetzt.
Quo vadis Waiblingen: das Schmidener Feld wird durch die Westumfahrung verwundet, die Reihen stehen für eine Ostumfahrung und das Sörenfeld hat das Nachsehen und Galgenberg wird Bungalowbiotop. Hier ein bisschen und dort ein bisschen und für alles lassen sich gute Gründe finden und so schlimm ist es doch auch nicht – wie der Alkoholiker, der immer eine Entschuldigung für das erste Glas findet.

Der Gemeinderat lässt sich von augenscheinlich "unerbittlichen Sachzwängen" wie am Nasenring ziehen.
Unsere Gesellschaft ähnelt immer mehr jenem Pferd, das nur mit Gewalt darin gehindert werden kann, in den brennenden Stall zurückzulaufen. Dem Tier geht es nicht anders als uns: Je grösser die Anlässe zur Furcht sind, desto unwiderstehlicher regt sich der arachaische Drang am Gewohnten festzuhalten: Weiter so!

Ertragen muss man halt die paar Ruhestörer, die auf die Nerven gehen, weil sie fordern die altgewohnten Wege zu verlassen. Die verlangen, dass die Strukturen und Wertmaßstäbe der bestehenden Gesellschaft von Grund auf geändert werden, weil unsere Kinder sonst auf eine Welt treffen, die unwiederbringlich verändert wurde.
Die dürfen sich dann auch von den Grundstücksbesitzern beschimpfen und im Gemeinderat belächeln lassen.

Wir fordern, erbitten den Verzicht auf die Bebauung des Galgenbergs.
Verzicht ist in diesem Fall Gewinn – Gewinn an Lebensqualität, Gewinn an Rückrat – Hinstehen und einmal der Natur den Vorrang lassen. Unverblendet und unkaschiert sagen: dieses Stück Land ist uns wert erhalten zu werden – entgegen aller ursprünglichen Planungen – man kann Entscheidungen, die vor Jahren getroffen wurden doch revidieren ohne das Gesicht zu verlieren.
Für mich persönlich ist der Galgenberg Symbolik: was kommt an den Galgen: unser Selbstzerstörerisches immer mehr und weiter und besser – oder wieder ein Stück Natur.
 

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