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Flächennutzungsplan: dem fortschreitenden Flächenverbrauch Einhalt gebieten

Stauferkurier Ausgabe Oktober 2001, Beitrag von Dr. Hanne Schnabel-Henke:

Ein Frosch, so lehrt die Neurophysiologie, der in heißes Wasser geworfen wird, springt wieder heraus und überlebt, wenn auch verletzt. Wird das Wasser, in dem ein Frosch sitzt, jedoch langsam erhitzt, erfolgt eine Reaktion erst dann, wenn es zu spät ist. Manchmal kommt es mir so vor, als gehorchte menschliches Erleben und Handeln denselben Gesetzen: Wird erst reagiert, wenn es zu spät ist?

Beispiel Flächennutzungsplan (im folgenden: FNP): Ca. 100 ha Wohn-, Gewerbe- und Mischgebiet sollen, so wollen es der Planungsverband Unteres Remstal und der Waiblinger Gemeinderat - allerdings ohne die Stimmen der Ali/Grüne-Fraktion - bis zum Jahr 2015 als Suchflächen für künftige Bebauung freigegeben werden.

Was möglicherweise nicht überall bekannt ist: Der FNP basiert auf Prognosen, wie sich der Wohnraumbedarf weiterentwickeln wird. Was bspw. die Belegungsdichte von Flächen anbelangt, so die Annahme der Planersteller, sei damit zu rechnen, daß der Wohnraumbedarf trotz gleichbleibender Bevölkerungszahl weiter steige.

Mir ist jedoch nicht einsichtig, warum ich solche Prognosen quasi als Naturgesetz für meine politische Entscheidung heranziehen soll. Denn dann bliebe mir tatsächlich nichts anderes übrig, als dem vorliegenden FNP zuzustimmen. Ich gehe vielmehr von dieser Überlegung aus: Wie soll Waiblingen nach 2015 weiter planen, wenn damit zu rechnen ist, daß Ansprüche im Raumbedarf weiter steigen? Was ist in 30 Jahren, was in 50 Jahren, wenn es mit der Salami-Taktik in Sachen Naturverbrauch weiter so geht?

Wir müssen vielmehr Prognosen entwickeln, wie dem fortschreitenden Flächenverbrauch Einhalt geboten werden kann: Als Stichworte seien genannt: bei zukünftiger Bebauung auf Qualität statt Quantität setzen, verdichtetes Bauen muß nicht automatisch mit Qualitätseinbußen einhergehen; es gibt Beispiele dafür in Waiblingen. Wo ausreichend öffentliche Freizeit- und Erholungsflächen und "Spielräume" vorhanden sind, sinkt der Bedarf an ausschließlich privat genutzten Flächen. Angebote schaffen für Menschen, die durch eine veränderte familiäre Situation mehr Wohnraum zur Verfügung haben, als sie eigentlich wollen.

Die Situation ist "heißer", als viele es wahrhaben wollen. Aber niemand soll jetzt mehr sagen können, es sei nicht bekannt gewesen.

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