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Neuer Postplatz ja – Waiblinger Riegel nein danke!

Offener Brief der Gruppe "Bürgerentscheid Alter Postplatz":

Mit der Neugestaltung des "Alten Postplatzes" wird das Waiblinger Stadtbild für die nächsten Jahrzehnte maßgeblich festgelegt. Ein solch weitreichender Eingriff in das Waiblinger Stadtbild sollte gründlich durchdacht sein und eine breite Zustimmung in der Bevölkerung haben. Angesichts 750 Jahre Waiblinger Geschichte ist Eile bei einem solch sensiblen Thema nicht notwendig.

In der Vergangenheit kamen zahlreiche Vorschläge zur Neugestaltung des Alten Postplatzes aus der Bürgerschaft:

  • Der Arbeitskreis Bildung-Kultur-Freizeit der Lokalen Agenda 21 hat Vorschläge zu Kultureinrichtungen an diesem Standort gemacht. (Es sei daran erinnert, dass die Musikschule dringend neue Räume benötigt.)
  • Waiblinger Architekten haben Vorschläge gemacht, wie eine kleinteilige Bebauung mit Wohnungen, Geschäften, Cafe und Büros die historische Altstadt mit einem lebendigen Platz abschließt und nach außen öffnet.
  • zahlreiche Vorschläge bei der Umfrage 2003 verlangten nach einem größeren Platz mit Öffnung zur Altstadt
  • der VCD hat mit dem Konzept des Bustreffpunktes auf die zentrale Bedeutung des Platzes für den Busverkehr hingewiesen.
  • ProVelo fordert die Einbeziehung des Radverkehrs, da der Alte Postplatz eine wichtige Zwischenstation für den Rems-Radweg ist.

All diese Überlegungen fehlen oder widersprechen dem derzeit von Verwaltung und Gemeinderatsmehrheit favorisierten Bebauungskonzept. Der Entwurf der Matrix-Gruppe lässt zentrale Funktionen des Alten Postplatzes unberücksichtigt und legt den einseitigen Schwerpunkt auf Einkaufs- und Dienstleitstungszentrum. Der geplante Gebäudekomplex von 8.000 qm wird die denkmalgeschützte Karolingerschule und Michaelskirche überragen und einen Riegel für die historische Altstadt bilden. Ein Parkhaus mit 280 Parkplätzen wird neben dem Autoverkehr kaum Raum für öffentliches Leben lassen. Eine Erweiterung.auf 400 Parkplätze ist nach dem Abriss der Karolinger Turnhalle nicht ausgeschlossen

Wir bezweifeln, dass ein Einkaufszentrum am Alten Postplatz in der geplanten Größe und Ausrichtung eine Belebung für die historische Altstadt bringt. Angesichts leerstehender Geschäfte und bebaubarer Fläche in der Fronackerstr.-Bahnhofstr. ist eher von einer Verlagerung auszugehen. Negative Folgen sind für die Geschäfte in der historischen Altstadt zu befürchten.

Es ist damit zu rechnen, dass das Areal von der Stadt mit hohen Verlusten an die Matrix-Gruppe verkauft wird. Laut städtischem Haushalt wurden für den Grunderwerb am Alten Postplatz 4,5 Mill. Euro ausgegeben. Derzeit wird unter der Hand ein Verkaufspreis von ca. 2,5 Mill. Euro genannt. Für Abriss und Sanierung des Geländes werden im Haushalt weitere 800.000 Euro ausgewiesen. Für die Gestaltung der Straßen und Wege sind 2,7 Mill. Euro eingeplant. Und die 280 Parkplätze werden am Ende von der städtischen Parkierungsgesellschaft angemietet und mit weiteren Verlusten betrieben.

Die Karolingerschule soll in das Staufer-Schulzentrum verlegt werden. Ob dies kurzfristig durch Aufstellung von Containern oder mittelfristig durch einen Neubau geschehen wird, kann spekuliert werden. Realistisch muss aber davon ausgegangen werden, dass die GrundschülerInnen zwei bis drei Jahre mit Baulärm, Gefährdung und instabilen Verhältnissen leben müssen.

Noch ist die Bebauung des Alten Postplatzes nicht beschlossen! Doch sind wir in großer Sorge, dass mit der Realisierung dieses Projektes in die gewachsenen Strukturen und Lebensräume unserer Stadt eingegriffen wird und sich eine nachhaltige Verschlechterung von Stadtkultur und Charakter einstellt.

Sicherlich ist die heutige Situation am Alten Postplatz stark verbesserungsbedürftig. Aus den vorgenannten Gründen aber wollen wir eine andere Neugestaltung des alten Postplatzes als die bislang favorisierten Entwürfe:

  • eine Platzsituation zur Öffnung der Altstadt,
  • eine gesunde Mischung aus Wohnhäusern, kleinen Geschäften und kulturellen Einrichtungen zur Belebung der Innenstadt,
  • für eine Bebauungshöhe, die Michaelskirche und Karolingerschule zur Geltung kommen lässt,
  • eine Begrenzung des Parkplatzangebotes und der Folgekosten,
  • den Erhalt der schönen großen Bäume auf diesem Platz.

Angesichts der Bedeutung des Alten Postplatzes und der finanziellen Folgen für die Stadt fordern wir eine umfassende Bürgerbeteiligung an dem Planungsprozess, der durch einen Bürgerentscheid eine positive Bestätigung bekommen muss. Wir bitten den Gemeinderat, keinen Beschluss zu fassen, der die Matrix-Bebauung ermöglicht oder zumindest den Weg zu ebnen für eine demokratische Entscheidung per Bürgerentscheid.

Wir bitten alle Bürgerinnen und Bürger sich an einem Bürgerbegehren zu beteiligen, um einen Bürgerentscheid herbeizuführen, so dass die Bürgerinnen und Bürger Waiblingens selbst über die Neugestaltung des Alten Postplatzes entscheiden können. Wenn Sie ein solches Bürgerbegehren unterstützen wollen, wenden Sie sich bitte an:

Lothar Solms Mayenner Straße 14 71332 WN Tel 97 65 69 lothar.sohns@t-online.de oder Kristine Zilian Marienstraße 22 71332 WN Tel. 5 35 70 kristine.zilian@web.de

Erstunterzeichner: Hans-Günter Aeckerle Salierstraße 47, Werner Auch Trollingerweg 15-4, Karl Hussinger Stauferstr 36, Manfred Künzel Herderweg 6, Waltraud Künzel Herderweg 6, Peter Kundmüller Lessingstr. 10, A. Mayer Torstr. 10, Dagmar Metzger Goethestr. 12, Ulla Merkle Hegnacher Höhe 55, Reinhard Neudorfer Scheuergasse 8, Klaus-Dieter Przybyl Bädertörle 17, Albrecht Rehberger Mendelssohnstr. 4, Jutta Schmidt Benninger Str. 66, Christina Schwarz Mendelssohnstr. 4, Lothar Solms Mayenner Straße 14, Helga Straile Beinsteiner Str. 61, Kristine Zilian Marienstraße 22

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