Amtsblatt Ausgabe Nr. 15 vom 09.04.2020, Beitrag von Iris Förster:
Die aktuelle Situation bringt einiges ans Licht.Erstens: Wir sehnen uns nach sozialen Kontakten. Alleine Musik (oder Filme oder Vorträge oder Museumsrundgänge) im digitalen Wohnzimmer zu erleben, ist eine Weile schön und gut – ersetzt aber nicht das Miteinander im „normalen Alltag“.
Zweitens: Wir besinnen uns darauf, was wirklich wichtig ist im Leben. Was dringend ersehnt wird, ist sicher bei jedem etwas anderes, aber in der Summe stellen wir fest: Normalerweise leben wir im Überfluss.
Drittens: Es läuft etwas komplett schief in unserer Gesellschaft. Menschen, auf die wir jetzt absolut angewiesen sind – Menschen in sogenannten systemrelevanten Berufen – bekommen viel zu wenig Gehalt gemessen an dem, was sie für die Gesellschaft leisten. Eine einmalige Bonuszahlung kann nur der Anfang eines großen Umdenkens sein.
Private Krankenhäuser fordern Unterstützung durch den Staat, weil sie kostenintensive und gewinnbringende Eingriffe absagen, um dringend benötigte Kapazitäten für Intensivpatienten freizuhalten. Das zeigt doch deutlich: Ein Krankenhaus darf nicht auf Profit ausgerichtet sein – die jahrelange Privatisierung im Gesundheitssektor schadet nicht erst in der Krise – aber jetzt werden die Verwerfungen sichtbar. Es ist doch unbestritten, dass unser Gesundheitssystem dem Zweck dient, sich Krankheiten und dem Tod entgegenzustellen, und wenn es denn so weit ist, ein würdevolles Sterben zu ermöglichen. Diese zivilisatorische Errungenschaft darf niemals auf dem Altar des Neoliberalismus geopfert werden. Wohin uns die „Regulierung durch den freien Markt“ führt, können wir gerade trefflich studieren. Letztlich muss der Staat eingreifen.
Wie wir als Gesellschaft in dieser Ausnahmesituation zusammenhalten, das definiert unseren Handlungsspielraum bei zukünftigen Herausforderungen. Wir in Waiblingen, im Rems-Murr-Kreis, in Baden-Württemberg, in Deutschland, in Europa und auf der ganzen Welt. Bleiben Sie gesund!